Porträt Ramona Hicker

Erzieherin: ein Job mit
großer Verantwortung – und Erfüllung

04.04.2022 Kindertagesbetreuung

Mit Kindern wollte sie schon immer arbeiten: Ramona Hicker hat sich diesen Traum erfüllt. Die gelernte Kinderpflegerin absolviert berufsbegleitend eine Ausbildung zur Erzieherin. Ihr typischer Arbeitstag ist gut ausgefüllt. Ein Protokoll.

Mein Wecker klingelt mich morgens um 6 Uhr aus dem Bett, damit ich pünktlich um 7 Uhr an meiner Arbeitsstelle sein kann, dem Kindergarten „Regenbogen“ in Gerolsbach in Oberbayern. Dort arbeite ich als Kinderpflegerin. Jetzt schon im dritten (und letzten Jahr) absolviere ich berufsbegleitend die Ausbildung zur Erzieherin. Aber dazu später mehr.

Unterstützung für die Erzieherinnen und Erzieher

Wenn ich um 7 Uhr im Kindergarten ankomme, ist noch sehr wenig los. Als Kinderpflegerin gelte ich als pädagogische Ergänzungskraft, das heißt, ich unterstütze die Erzieherinnen und Erzieher in ihrer Arbeit und trage mit meinen Aufgaben dazu bei, dass der Tagesablauf im Kindergarten reibungslos funktioniert. Morgens heißt das: Ich räume auf, ordne die Stühle, befülle die Essenscontainer oder räume die Geschirrspülmaschine aus. Währenddessen freue ich mich schon riesig darauf, die Kleinen gleich in Empfang zu nehmen. Ich wollte schon immer im Kindergarten arbeiten – das ist ein absoluter Traumberufsort für mich. Schon als Kind habe ich meinen Erzieherinnen und Erziehern erzählt, dass ich ihre Arbeit später auch einmal machen möchte. In der Schulzeit dann, hat sich mein Berufswunsch nochmals bestätigt: Alle in meinem Umfeld haben sich dafür ausgesprochen, dass für mich mit meiner sozialen Ader ein sozialer Beruf am besten geeignet ist. Zudem trete ich damit in die Fußstapfen meiner Mutter, die Erzieherin ist.

"Ich wollte schon immer im Kindergarten arbeiten – das ist ein absoluter Traumberufsort für mich. Schon als Kind habe ich meinen Erzieherinnen und Erziehern erzählt, dass ich ihre Arbeit später auch einmal machen möchte."

Gemeinsam in den Tag starten

Um halb acht kommen die ersten Kinder – wie gesagt, mein persönliches Highlight. Die Jungen und Mädchen bringen so eine wunderbar fröhliche Stimmung mit. Die meisten freuen sich einfach, hier zu sein. Natürlich kullert hin und wieder die eine oder andere Träne – durch trösten und zureden sind sie aber meistens ganz schnell wieder getrocknet. Und dann freuen wir uns gemeinsam auf den Tag, der jetzt vor uns liegt. Ich bin auch stolz, im Kindergarten „Regenbogen“ zu arbeiten, denn ich sehe es als Privileg: Ich darf den Kindern ihre Zeit zu einer der schönsten und prägendsten ihrer Kindheit machen. Das ist für mich eine große Verantwortung und Erfüllung zugleich.

Gegen halb neun bricht dann die eigentliche Kernzeit meines Tages an. Es sind alle Kinder da und fordern die Aufmerksamkeit von Kinderpflegerinnen und Kinderpflegern sowie Erzieherinnen und Erziehern. Gemeinsam bieten wir den Kindern pädagogische Angebote wie zum Beispiel Basteln und Turnen an. Als Kinderpflegerin begleite ich das eigenständige morgendliche Frühstücken der Kinder und helfe nur, wenn ein Kinde Hilfe benötigt. Welche Aufgaben und Aktivitäten dabei besonders wertvoll und kreativ sind, lernt man im täglichen Zusammenspiel von Ausbildung und Praxis. Auch der Austausch mit den erfahrenen Erzieherinnen und Erziehern ist dabei besonders hilfreich. Von ihnen kann ich mir so einiges abschauen, um ihr Wissen auch in meine zukünftige Funktion als Erzieherin einfließen zu lassen.

Ramona Hicker spielt mit zwei Kindern ein Brettspiel.

Das gemeinsame Spiel macht Spaß und vermittelt auch pädagogische Elemente. Individuelle Stärken und Schwächen können hier spielerisch beeinflusst werden.

Mittagessen als Abschluss des Kindergartentages

Nachdem alle Kinder mit dem Frühstück versorgt wurden und sich gestärkt haben, geht es in den Sitzkreis. Dieser dient dazu, wichtige Themen kindgerecht zu besprechen und zu vermitteln. Oft können pädagogische Elemente auch in Spielen umgesetzt werden. Im Anschluss an den Sitzkreis folgt die aktive Zeit auf dem Außengelände, wo gespielt, geklettert und die Natur kennengelernt wird. Während die ersten Kinder rund um die Mittagszeit bereits wieder abgeholt werden, steht für den Großteil nun das Mittagessen an. Dies begleite ich als Kinderpflegerin, so wie ich es auch bereits am Morgen beim Frühstück getan habe. Das Mittagessen bildet den Abschluss des Kindergartentages unserer Kinder und sie werden bis etwa 14 Uhr von ihren Eltern abgeholt. Nachdem die Kinder unserer Kindergarten-Gruppe abgeholt wurden, helfe ich in den anderen Kindergarten-Gruppen aus.

"Ich darf den Kindern ihre Zeit zu einer der schönsten und prägendsten ihrer Kindheit machen. Das ist für mich eine große Verantwortung und Erfüllung zugleich."

Der Wunsch nach mehr Verantwortung

Zukünftig möchte ich im täglichen Umgang mit den Kindern mehr Verantwortung übernehmen. Aus diesem Grund und auch, weil meine ehemalige Chefin mich bestärkt hat, dass ich das schaffen kann, habe ich mich für die berufsbegleitende Ausbildung entschlossen. Der Alltag einer Erzieherin unterscheidet sich nämlich im Vergleich zum Alltag einer Kinderpflegerin hauptsächlich in eben dieser Kinderverantwortung. Erzieherinnen und Erzieher sind pädagogische Fachkräfte und für die qualitative Bildung der Kinder zuständig. Sie beobachten und reflektieren das Verhalten der Kinder, ziehen Schlüsse und leiten darauf basierend Handlungen ab. Darüber hinaus entsteht eine enge Kooperation mit den Eltern der Kinder.

Um diese Verantwortung künftig auch zu schultern, fahre ich zurzeit samstags und an zwei Arbeitstagen nach meinem Feierabend weiter zur Berufsschule „Maria Stern“ in Augsburg. Ich komme auf rund 15 Stunden Unterrichtszeit in der Woche. Das mache ich nun schon seit fast drei Jahren und stehe kurz vor den Prüfungen.

Auch wenn eine berufsbegleitende Weiterbildung sicherlich eine anstrengende und intensive Zeit ist – für mich war es dennoch die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Mit dem Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin stehen mir viele Türen zu unterschiedlichen Einrichtungen der Kinderbetreuung offen. Und wenn der Alltag doch mal zu stressig wird, dann gehe ich einfach ein wenig in den Bergen wandern – so entspanne ich mich nämlich am besten.