Bilder, die mit Wassermalfarben gemalt wurden, liegen auf einem Tisch. Daneben liegen bunte Würfel.

Ergänzungskraft
mit Aufstiegsmöglichkeit

27.05.24 Kindertagesbetreuung

Anja Neumaier unterstützt in der Kita Reischlestraße als angehende Ergänzungskraft das Kita-Team. Sie absolviert bei Eduard Schmeißer-Rüb aktuell eine Weiterbildung. Der Multiplikator freut sich, dass der Quereinsteigerin ein so guter Einstieg ins Arbeitsumfeld gelungen ist. 

Perspektivisch möchte Anja Neumaier zur Fachkraft in Kindertageseinrichtungen aufsteigen. Mit diesem Ziel startete sie 2022 die Qualifizierung im Rahmen des „Gesamtkonzepts für die berufliche Weiterbildung“. Die modular aufgebaute Weiterbildung ist in drei Blöcke gegliedert und ermöglicht den Aufstieg zur Assistenzkraft (Block A), zur Ergänzungskraft (Block B) und zur Fachkraft (Block C). Von den insgesamt drei Blöcken absolviert die Quereinsteigerin gerade den Block zur Ergänzungskraft in der Kita Reischlestraße in Augsburg. Eduard Schmeißer-Rüb qualifiziert sie im Rahmen der Weiterbildung. Er selbst hat sich beim Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP) zum Multiplikator fortgebildet und zertifiziert, um Weiterbildungskurse anbieten zu können. Dabei greift er auf aktuelle, wissenschaftlich begründete und einheitlich aufbereitete Materialien zurück, die vom IFP für das „Gesamtkonzept für die berufliche Weiterbildung“ entwickelt wurden.

Eine Frau und ein Mann stehen nebeneinander und lächeln.

Anja Neumaier und ihr Weiterbilder Eduard Schmeißer-Rüb freuen sich über die gute Zusammenarbeit.

Als Ergänzungskraft Kinder und Eltern begleiten 

Der Schwerpunkt ihrer Weiterbildung liegt auf der konkreten Umsetzung des Gelernten in die Praxis: „Ich bin fest in einer Stammgruppe und unterstütze das Team den ganzen Tag: Das heißt, ich koordiniere Projekte mit, begleite die Kinder in ihrem Alltag und bin auch in die Bildungspartnerschaft mit Eltern eingebunden.“ Anja Neumaier nimmt beispielsweise an Elterngesprächen teil, in denen es darum geht einzuschätzen, wie sich das jeweilige Kind entwickelt und wo die Ressourcen des Kindes sind. Ebenso unterstützt sie das Kita-Team in seiner täglichen Arbeit, wo Bedarf ist. So hilft sie zum Beispiel, im Atelier Material zu sortieren oder den Kreativraum zu gestalten. Neben den vielfältigen Inhalten und dem Praxistransfer gibt es für die angehende Ergänzungskraft manchmal auch Hausaufgaben: „Das sind viele Beobachtungsaufgaben. Dabei reflektiere ich, was ich im Berufsalltag gelernt habe.“

Beruflich neu starten 

Sich beruflich umzuorientieren, ist für Anja Neumaier nichts Neues. Ihren ersten beruflichen Wandel vollzog die studierte Sprachwissenschaftlerin, als sie sich nach ihrem Studium für die Gastronomie entschied und ein eigenes Restaurant in Augsburg aufbaute. Sechs Jahre lang lief alles gut. Dann geriet durch die Corona-Pandemie die gesamte Branche in eine Schieflage. Sie entschied sich für den Verkauf und sattelte um. Zunächst kümmerte sie sich um Kinder aus dem eigenen Bekannten- und Freundeskreis und betreute sie. „Ich habe recht schnell gemerkt, dass mir die Arbeit mit Kindern Freude macht und ich außerdem einen besonderen Draht zu ihnen habe“, erzählt sie. Eine Ausbildung zur Erzieherin, die drei bis fünf Jahre dauern kann, oder ein Studium im pädagogischen Bereich kam für die damals 34-Jährige aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht infrage. „Die Möglichkeit, quer einzusteigen, bezahlt zu werden und schon direkt im Beruf zu arbeiten, war für mich perfekt. Da hat es bei mir gleich klick gemacht.“ 

„Ich koordiniere Projekte mit, begleite die Kinder in ihrem Alltag und bin auch in die Bildungspartnerschaft mit Eltern eingebunden.“ Anja Neumaier (angehende Ergänzungskraft)

Anja Neumaiers Erfahrungen als Quereinsteigerin 

Anja Neumaier räumt ein: „Ich hatte am Anfang schon ein bisschen Angst, weil ich im Gegensatz zu einer Erzieherin oder einem Erzieher einen anderen Qualifizierungsweg gewählt und auch nicht so viele Vorerfahrungen hatte.“ Als ehemalige Chefin eines Restaurants bringt sie allerdings auch Kompetenzen mit, die ihr in der Kita helfen. Sie ist stressresistent und kann viele Dinge gleichzeitig machen. Durch die Weiterbildung eignet sie sich das fehlende pädagogische Know-how an, das für den Berufsalltag erforderlich ist: „Ich werde zum Beispiel sehr gut vorbereitet auf Konfliktsituationen, die es vor allem zwischen den Kindern gibt.“ Außerdem stärken ihr die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen den Rücken und geben Tipps, wenn sie unsicher wird. „Es ist ein sehr respektvolles Miteinander mit einer tollen Feedback-Kultur. Das schätze ich sehr.“ 

Kleines Mädchen malt mit einem Pinsel Farbe auf eine Wand. Eine Frau sitzt hinter ihr.

Als Ergänzungskraft unterstützt Anja Neumaier das Kita-Team - je nachdem, wo gerade Bedarf ist. 

Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger als Bereicherung 

Das Konzept, Quereinsteigenden eine berufliche Chance in der Kinderbetreuung zu bieten, überzeugte Eduard Schmeißer-Rüb, der selbst Leiter einer Kita ist, auf Anhieb. Er hält die klassische Ausbildung als stabile Säule für wichtig, aber aufgrund des Fachkräftemangels braucht es seiner Ansicht nach neue Lösungen: „Ich bin froh, dass das Familienministerium diesen Weg gegangen ist.“ In der Weiterbildung sind Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt – ein Aspekt, der ihm besonders wichtig war, als er sich zum Multiplikator zertifizieren ließ. Die in Blöcke unterteilte Weiterbildung bietet Interessierten die Möglichkeit, je nach Kenntnisstand einzusteigen. Nach erfolgreichem Abschluss eines jeden Blocks erhalten Teilnehmende ein Zertifikat, mit dem sie in bayerischen Kindertageseinrichtungen und im schulischen Ganztag arbeiten können. Seit 2022 bietet Eduard Schmeißer-Rüb Kurse für die Weiterbildung zur Ergänzungskraft an. „Wir gewinnen auf diese Weise motivierte und diverse Menschen mit viel Lebenserfahrung, die eine hohe Bereitschaft mitbringen, sich auf die Ausbildung einzulassen, und die wirklich gute Arbeit in den Einrichtungen leisten.“

Neue Wege in der Ausbildung als Chance nutzen 

Eduard Schmeißer-Rüb, der den Weg vom Kinderpfleger über den Erzieher einschlug und heute eine Kita leitet, findet es wichtig, offen für neue Ansätze zu sein: „Nach meiner Überzeugung muss die Ausbildung mit den Veränderungen in der Gesellschaft Schritt halten.“ Die Weiterbildung stellt seiner Ansicht nach nicht nur eine Chance für Quereinsteigende dar: „Sie ist an den neuesten pädagogischen Grundsätzen orientiert, wird evaluiert und kann von jeder Kita in Bayern genutzt werden.“ Nach ihrem Abschluss als Ergänzungskraft möchte Anja Neumaier den nächsten Block zur Fachkraft angehen. „Für mich ist das ein Leuchtturmprojekt. Und ich bin wirklich dankbar, dass ich das nutzen kann“, lautet ihr Fazit. 

„Wir gewinnen auf diese Weise motivierte und diverse Menschen mit viel Lebenserfahrung, die eine hohe Bereitschaft mitbringen, sich auf die Weiterbildung einzulassen, und die wirklich gute Arbeit in den Einrichtungen leisten.“ Eduard Schmeißer-Rüb, Multiplikator Weiterbildung

Der Quereinstieg in die Kita

Das „Gesamtkonzept für die berufliche Weiterbildung“ wurde ins Leben gerufen, um einen berufsbegleitenden Einstieg in die Kita zu ermöglichen. Das Angebot richtet sich an Quereinsteigende, die Neuland betreten oder bereits über Kita-Kenntnisse verfügen. Die Module der einzelnen Blöcke werden von erfahrenen Profis durchgeführt, den Multiplikatorinnen (Referentinnen) und Multiplikatoren (Referenten). Block A qualifiziert zur Assistenzkraft und dauert mindestens sechs Monate. Block B schließt mit der Qualifikation zur Ergänzungskraft ab und dauert mindestens zwölf Monate. Und Block C befähigt die Teilnehmenden zur Fachkraft in Kindertageseinrichtungen und dauert mindestens 15 Monate.